„Der Blick durchs Schlüsselloch” – Aktuelles aus der ungarischen gastrointestinalen Chirurgie

Die Sektionen Coloproctologie und Chirurgische Endoskopie der Ungarischen Chirurgischen-Gesellschaft halten erstmals gemeinsam ihren Jahreskongress ab, u.zw. in Siófok vom 3.-5. Oktober. Über 400 Fachleute aus aller Herren Länder nehmen daran teil. (Leitbild: Bei der minimalinvasiven Karzinomchirurgie müssen die anerkannten Regeln der konventionellen Chirurgie ohne Kompromisse umgesetzt werden. Foto: Science Photo Library/Dr. P. Marazzi; Quelle: www.aerzteblatt.de)

Die beiden Fachgebiete der Chirurgie haben vieles gemeinsam, so dass im idealen Fall ein OP-Team dem anderen folgt, um den Patienten nur einmal operieren zu müssen; in immer  mehr  Fällen minimal invasiv, denn dann dauert die Reha nur ein paar Tage, der Patient kann seinen gewohnten Alltag fast sofort weiterführen, managen, ins aktive Arbeitsleben zurückkehren.

Zum allgemeinen Grundwissen, das auch ich nicht intus hatte: Mit welchen Körperteilen befasst sich die gastrointestinale Chirurgie? Mit OPs am Magen, den Därmen, der Leber, Bauchspeicheldrüse und natürlich den ’kleineren Eingriffen’ wie Bruch, Gallensteine, Krampfadern oder Hämorrhoiden.

Der minimal invasive Eingriff ist auch in Ungarn auf dem Vormarsch, so dass die allgemein verbreitete Meinung, dass der Chirurg ’nur schneidet und näht’ nicht mehr stimmt. Es wird laparoskopisch operiert, dank des Endoskop‘s ist der Eingriff mit einem, zwei maximal drei mm-Schnitten möglich. Wie bekannt haben die inneren Organe keine schmerzempfindlichen Nerven, so dass nach dem Eingriff nur der Minimalschnitt, das Schlüsselloch, schmerzt Diese Technik wurde schon Ende des 20. Jahrhunderts angewendet, heute sind praktisch alle OPs in der Bauchhöhle mit dem Endoskop, bzw. Robotertechnik möglich. Die den Eingriff vornehmenden Ärzte müssen allerdings im Vorhinein abwägen, ob diese Technik angewendet werden kann und soll, weil u.a. diese OP-Technik horrend teuer ist (400 000 Ft pro Robotereingriff). Dass sich die Darmchirurgie (z.B. bei Dick- und Enddarm-Krebs) auch in Ungarn mit Riesenschritten entwickelt, kann mit Zahlen belegt werden. 2010 wurden 4% der Eingriffe laparoskopisch durchgeführt, 2015 waren es 8% und 2018 20%. Das sind 800 OPs im Jahr. Als Motor der coloreaktalen minimal invasiven Eingriffe sei die immer bessere Finanzierung dieses Segments genannt. Routinemäßig werden minimal invasive Eingriffe an der Speiseröhre, Bauchspeicheldrüse oder bei der Resektion der Leber vorgenommen.

Im Fokus der Kongressthemen steht auch die Coloproctologie, wobei die beiden Techniken minimal invasiv und natürlich durch die Körperöffnungen im kleinen Becken kombiniert angewendet wird. Die Vorteile sind, wie schon genannt, geringerer Blutverlust, raschere Heilung, Schmerzlinderung, bessere Darmregeneration. Nicht zuletzt wird die Lebensqualität verbessert, das bezieht sich vorrangig auf die weiblichen Patienten, die unter Inkontinenz, Gebärmuttervorfall leiden, im Allgemeinen bei und nach Dick- und Enddarmkrebs-Vorbeugung bzw. Heilung.

Memento: nichts wie Prävention, denn damit können viele Erkrankungen und folgende OPs vermieden werden. In Ungarn ist (endlich) auch die Dick- und Enddarmspiegelung als .Reihenuntersuchung angelaufen. Ob das bei allen über 50! angekommen ist, ist fraglich.

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