Jahrein, jahraus um diese Zeit macht der Ungarische Zeckenverband auf die Gefahren aufmerksam, die beim Wandern durch Wald und Wiesen lauern. Ganz Europa leidet (auch) unter der Zeckenplage. Dieser Blutsauger, der, ist er infiziert, seinen Opfern – Mensch und Tier – sehr gefährlich wird, hat keine natürlichen Feinde.
Bis in die 70er Jahre des 20. Jahrhunderts lebte eine Bienenart, die sich auch von Zecken ernährte. Die Chemie hat sie ausgerottet. So sind die unter freiem Himmel Arbeitenden, Wanderer, aber auch nur Gartenbesitzer und deren Haustiere weltweit von Zecken bedroht; weltweit, denn nur ab 2000 m Höhe gibt es keine Zecken.
In Ungarn gibt es 42 Zeckenarten, zwölf davon sind für den Menschen gefährlich, und sie sorgen dank ihrer ständigen Mutationen für immer neue Symptome, die nicht rechtzeitig als Infektion und späteren Enzephalitis (dagegen gibt es eine Impfung) bzw. Lyme Boreliose (dagegen gibt es sie nicht, und nur rechtzeitig erkannt, kann die Krankheit mit Antibiotika behandelt und geheilt werden) erkannt werden, zu lebenslanger Krankheit führen.
Abgesehen mal von den Sprays und der Zeckenzange aus der Apotheke lautet das oberste Gebot: Prävention, d.h. genau zu wissen, wer der Feind ist und wo er sich aufhält. Die über Augen verfügenden, also sehenden Zecken lauern an der schattigen Unterseite der Grashalme auf die wandernden Beine, von Mensch, Hund und Katze, und kriechen von unten am Opfer hoch.
Die augenlosen, d.h. blinden Zecken hängen an der schattigen Unterseite von Strauchblättern und stürzen sich von oben auf ihr Opfer. Zecken mögen kein direktes Sonnenlicht, die Sonnenwärme trocknet sie aus, sie krepieren. Wer hätte es gedacht? Einer der fleißigsten ’Zeckenkuriere’ ist der Igel. Um zu überzeugen, sagte der Leiter des Ungarischen Zeckenverbandes Dr. Zoltán Kapiller, Tierarzt, Zoologe (Bild links) und ab Herbst auch Humanmediziner, dass ein Igel Träger von 150 Zecken war.
Maliziös meinte er auch, dass der Arzt behandelt, der Tierarzt allerdings heilt, was sich auf die falsche oder zu späte Diagnose bezieht. Die Hälfte der Zecken ist nämlich infektiös. Nach der Paarung legt ein Zeckenweibchen binnen zwei bis drei Wochen 2-3000 infizierte Eier. Es reicht demnach, dass sich eine infizierte Zecke im Park oder im Garten und Wald auf ihren Blutspender fallen lässt, ihm am Bein bis in die Kniekehle hochkrabbelt. Übrigens: ins Seuchenregister der Zecken gehören von Echsen über Rehe, Hunde und bis zum Menschen mehrere hundert Reptilien und Vögel.
Maximum 72 Stunden und das ’Zeckenopfer’ ist infiziert. Da es gegen die Hirnhautentzündung die Schutzimpfung gibt, müssen im Freien arbeitende Menschen, Wanderer durch Wald, Wiesen und Parks, Gartenbesitzer auf den Zeckenbiss, der zur Erkrankung an Lyme Boreliose führen kann, achten. Wie schon erwähnt, gibt es alte und immer neue Lyme-Bakterien: Borelia afzelii, Borelia garinii, Borelia spielmanii, Borelia bavariensis…
Sie alle führen langfristig zu Gelenkentzündungen, Lähmung, Blindheit, Störung des Blutbildes mit Reduzierung des Sauerstoffes der roten Blutkörperchen um 50 Prozent.
Von ihrer Erkrankung und den lebenslangen Auswirkungen berichteten die Weltmeisterin im Geländelauf 1972 Sarolta Monspart (Bild rechts) und Éva Czikora-Szabó. Erstere erkrankte 1978 an Enzephalitis, die nach langen Behandlungen ’nur’ zur bleibenden partiellen Lähmung führte. Zweitgenannte sitzt heute im Rollstuhl. Als Achtjährige erkrankte sie 1989 an Lyme Boreliose, die nicht erkannt, zu spät behandelt über Entzündungen, Lähmung, Blindheit zum heutigen Zustand führte. Erst 2012 erhielt sie die erste Kur mit Antibiotika, insgesamt waren es seither elf. Sie ist die Vorsitzende der Stiftung für Lyme-Patienten. Am 26. Mai findet das von der Stiftung organisierte Landestreffen der Lyme-Patienten statt.
Abschließend stehe hier ein guter Rat, der trotz Zeckenbiss als Vorbeugung gelte. Was darf das Bissopfer auf keinen Fall tun? Es mutet sonderbar an, die Zecke ist aber ein fühlendes Wesen. Sie muss sachkundig entfernt werden. Sie darf nicht mit Fett oder Öl bestrichen werden, darf nicht mit einer Pinzette oder zwei Fingern gepackt und herausgezogen werden, weil sie erschrickt und sich wehrt, indem sie ihr (infiziertes) Sekret ins Opfer spritzt. Das wäre dann die latrogene Infektion, die ab ovo vermieden werden muss. Die Zecke darf nur mit der speziellen Zeckenzange entfernt werden.
Die Zeckenplage ist auch für die vierbeinigen Begleiter des Menschen, in erster Linie Hunde gefährlich. In diesem Beitrag ging es allerdings nur um uns Menschen.