Wiener Schnitzel 2. – Rein 48-er

Die 48-er sind die Mitarbeiter der Magistratsabteilung für Abfallwirtschaft und Straßenreinigung im Wiener Rathaus, Frau D.I. Ulrike Volk, Pressesprecherin antwortete in Wien auf die Fragen des Redakteurs von Infovilág. Sie bezieht sich auf eine internationale Studie, laut der Wien unter den lebenswertesten Städten Europas den zweiten Platz belegt, vor einigen Jahren war sie jedoch sauberer als heute. „Um den damaligen Zustand zu erreichen, oder einen noch besseren zu schaffen, geben wir dicke Euromillionen aus, und wollen das Komfortgefühl der hier Lebenden und unserer Gäste mit neuen Ideen und einer besseren Organisation verbessern“ – so die Sprecherin der 48-er.Sie erwähnt eine ewige Wahrheit: Der Müll, der nicht entfernt wird, zieht noch mehr Müll an, man muss also darauf achten, dass die Stadtbewohner nichts wegwerfen, wenn jedoch irgendwo Mist (Dreck, Müll, ein Sammelbegriff für Abfall) erscheint, muss schnellstens entfernt werden. Zum Glück ist die Mehrheit der Österreicher ziemlich pedantisch, sie scheuen nicht zu beugen, wenn die Papiertüte hinunterfällt, sie gehen sogar an dem auf Boden liegenden, anfassbaren Abfall nicht vorbei, sondern werden sie in den ersten Mistkübel.

Ulrike Volk.„Die Zahl unserer ursprünglich 15.000 Tonnen haben wir vor Kurzem um 1.000 erhöht, in den Parkanlagen Wiens warten weitere 7.000 auf Müll und Abfall“ – so Ulrike Volk, und fügt gleich hinzu, vielerorts, besonders in den stark 
frekventierten Straßen und Plätzen waren die 60 Liter großen Standardmüllbehälter nicht ausreichend, deshalb wurden hier 10mal größere, unterirdische Mistkübel angebracht. So kommt es äußerst selten vor, dass ein 
Mistbehälter zwischen zwei Entleerungen voll wird.  Von den Unterflur-Mistkübeln wird der Müll regelmäßig abgesaugt. – Beispielhafte Lösung.

Die Sauberkeit auf öffentlichen Plätzen ist am einfachsten zu erhalten, wenn die Fußgänger nichts wegwerfen. „Wir sind nicht alle Engel – gibt die Gastgeberin zu. – Deswegen wandten wir uns an die Gemeinschaft: Unsere Bürger sollen diejenigen, die Müll wegwerfen, eine rote Karte zeigen. Die Initiative ist merkbar erfolgreich.“Auf die Frage, was die Magistratsabteilung 48 gegen die sich auf verlassenen Plätzen spreizenden Mülldeponien tut, kommt die folgende Antwort:

“Wie wahrscheinlich auch in Ungarn, werden auch bei uns regelmäßig kostenlose Entrümpelüngsaktionen durchgeführt. Daneben übernehmen auch die Müllhöfe die übergroßen und oft umweltschädlichen Gegenstände. 
Diejenigen, die trotz dessen bereit sind ihr überflüssiges Gerümpel am Bachufer, Waldrand oder an baufälligen Gebäuden loszuwerden, können teuer bezahlen. Wenn sie von den Müllsheriffs (in Ungarn: Aufsichtsbehörde für Gemeindeflächen) erwischt werden, kann es ihnen mehr kosten, als hätten sie jedes Stück einzeln mit dem Taxi zum Müllhof transportiert. In den meisten Fällen können die Ordnungsbrecher ausfindig gemacht werden – zum Teil ist es dieser Tatsache zu verdanken, das illegale Müllablagerungen in den vergangenen zwei Jahren um ein Drittel zurückgegangen sind. Wenn die Täter nicht ausfindig gemacht werden können, muss die Stadt die Kosten übernehmen, die jährlich sogar mehrere Millionen Euro erreichen können. Und dabei haben wir die etwa 30.000 Einkaufswägen noch gar nicht erwähnt, die jährlich in Wien herumstehen – auch diese werden von den 48-ern weggeräumt; für Steuergelder.

“An den bewohnten Orten Ungarns – vor allem in der Hauptstadt – ist es ein großes Problem, dass Hundehalter das “Produkt” ihrer Lieblinge auf öffentlichen Grund hinterlassen. Hundekot verunreinigt nicht nur visuell, sondern auch 
mit seinem Inhalt die Umgebung. Die Gesellschaft ist jedoch gezwungen ihn zu ertragen – wechselt der Chronist das Thema.

Die Wiener Antwort ist sehr zu beherzigen:

“Jahrzehntelang war es auch bei uns nicht anders. Nach einer Weile hatten sowohl die Bevölkerung als auch die Stadtführung den Egoismus der Hundehalter satt. Zuerst wurden sie dazu gezwungen ihre Tiere anzumelden, danach die Hinterlassenschaften der Spaziergänge mit den eigenen Mitteln wegzuräumen. Im dritten Akt machte die Stadt einen Schritt und gleichzeitig mit der Einrichtung der Müllsheriffs wurden 2.500 Hundekot-Automaten an öffentlichen Plätzen angebracht. Aus dem Schrank können kostenlos Sackerl entnommen werden, mit denen die Hundehalter das Produkt wegräumen und gleich in den Sammelbehälter im unteren Teil des Schrankes werfen können. Offiziell leben 50.000 Hunde in Wien, Schätzungen des Amtes zufolge, doppelt so viele. Aus den Automaten werden täglich durchschnittlich 47.200 Sackerl entnommen – im Jahr sind des 17 Millionen. Die Kosten dafür werden von der Stadt getragen. Vor allem in den Parks haben wir Warntafel aufgestellt, die daran erinnern, dass nicht weggeräumter Mist dem Herrchen 36 Euro kostet…

“Hat die Warnung gewirkt? Gab es schon Strafen für diejenigen, die auf frischer Tat ertappt wurden?

Die Antwort ist ein eindeutiges “ja”. “Am Anfang versuchten viele die einfallsreichen Warnungstafeln außer Acht zu lassen – erklärt die Pressesprecherin. – In der Zwischenzeit haben wir das Amt der Müllsheriffs eingerichtet, die die Bürger nicht nur zur Einhaltung der Regeln und Verordnungen auffordern, sondern Organmandate verhängen können. Bei Schwierigkeiten steht ihnen die Polizei zur Hilfe, die den Delinquent auch anzeigen kann. Öfters kam es vor, dass die Sheriffs den Renitenten bis zu seiner Wohnung verfolgt und ihn dann angezeigt haben. Diejenigen, die auch nur ein bisschen Schamgefühl haben, widersetzen sich nicht, so ein “Festzug” würde ja auf ihn ein schlechtes Bild vor den Nachbarn werfen. In den vergangenen zweiundhalb Jahren verhängten unsere KollegInnen Zehntausend – oft die Maximale 2.000 EUR – Strafen. Für so viel Geld kann man den teuersten Hundsstrümmel der Welt erwerben. 

Besonders hoch liegt die Strafe, wenn Täter auf Grünflächen ertappt werden…” Die Wien-Besucher können mit einem guten Gefühl feststellen, dass es relativ wenige Graffitis in den öffentlichen Räumen gibt. 

Auf die Bemerkung des Journalisten reagiert die Pressesprecherin der 48-er folgendes: 

“Auch wenig Graffitis sind zu viel! Wenn der “Künstler” auf frischer Tat ertappt wird, wird ihm vor Ort ein Organmandat verhängt. Bei Bedarf schalten unsere Mitarbeiter die Polizei mit in und zeigen den Sprayer an. Es ist nicht ihre Aufgabe den künstlerischen Wert des Graffitis zu beurteilen, dafür ist es ihr Pflicht den Fundort zu melden und schon legt die Putzbrigade los. Die 35 Mitarbeiter der 48-er sind die Kehr Force, dessen Aufgabe die sofortige Beseitigung von Müll, Sperrmüll und Graffiti ist. 

Wie bei Müll und Sperrmüll auf öffentlichem Grund, gilt auch bei Graffitis der Regel: wenn wir es lassen, nimmt es nur zu“ – betont Ulrike Volk. Seit einiger Zeit gehen wir gegen Graffitis so vor, dass wir die beliebten Flächen mit 
einem speziellen Stoff behandeln, der Graffitis leicht abwaschbar macht.

Am Ende unseres Gesprächs fügt die Ingenieurin, die sich mit Pressearbeit beschäftigt, noch hinzu: Die Sauberkeit 
und Ordnung in der Stadt verstärkt das Sicherheitsgefühl der Stadtbewohner und Besucher, weckt Vertrauen, strahlt 
Gemütlichkeit aus und regt dazu an, die saubere Umgebung zu bewahren und weiterzugeben.”

Unser Artikel konnte unter Mitwirkung von Compress, dem Verbindungsbüro der Stadt Wien verfasst werden. Vielen Dank dafür! Übersetzung: Kinga Veronika Molnár