Vom WWF Hungary, drei Nationalparks und anderen Naturfilmfreunden gefördert und mitfinanziert arbeiteten die Genannten 150 Drehtage lang in zwei Jahren in den Wäldern des Nordungarischen Mittelgebirges auf der Suche nach dem Phantom.
Das Phantom machte sich in über der Hälfte des Films rar, die Spuren seiner Pfoten, eigentlich Tatzen im Schnee, die Reste erlegter Beute, Exkremente, verborgene Klippenhöhlen beweisen dem Zuschauer, dass er da ist, da irgendwo, aber so scheu, dass man ihn mit der Kamera nicht einfangen kann.
Der Luchs, diese große Raubkatze, ist nicht nur scheu, sondern auch selten, so rar, dass es davon in den ungarischen Wäldern fünf bis maximum zehn Exemplare gibt. Und nur jedes vierte Jungtier überlebt, entwickelt sich zum ausgewachsenen, geschlechtsreifen Luchs. Der Luchs steht auf der Liste der gefährdeten Arten, nachdem er ähnlich wie der Wolf in Miteleuropa Anfang des 20. Jahrhunderts als ausgestorben, sprich ausgerrottet galt. Bären und Wölfe, die beiden anderen großen fleischfressenden Raubtiere in Mitteleuropa, sind heutzutage nicht mehr so selten. Um den Luchs muss sich allerdings auch der Mensch kümmern, ihn schützen, aufziehen und auf das Leben in der Wildnis vorbereiten.
Auf der Suche nach dem ’Hauptdarsteller’ mussten Szabolcs Mosonyi und Erika Bagladi traurig feststellen, dass sie in den Bergen von Börzsöny und Zemplén keinen einzigen Luchs vor die Kamera bekamen, nur seine schon eingangs erwähnten Spuren. Die lebendigen Filmluchse stammen aus den Karpaten in der Slowakei und Rumänien dank der Hilfe der dortigen Naturfilmer.
Deshalb musste der Film ’Auf der Suche des Phantoms’ zweigeteilt werden. Auch dieser Anfangsteil hat es in sich, die Adlerfamilie (aus 400 m mit spezieller Doppelkamera gefilmt) hoch oben im Firstnest mit dem so hungrigen Jungvogel, der den erlegten Hasen nicht einmal seiner Mutter gönnt, sich dann aber – klug überlegt – von dieser füttern lässt, die im Drehbuch nicht vorkommenden Schneeflöhe und Pilze, der Tanz der Libellen. (Das Wachstum der Pilze und der Abwurf der Sporen musste unter naturgetreuen Atelierbedingungen nachgestellt werden.)
Jäger, Förster, Wanderer und Naturschützer, bzw. alle, denen der Erhalt der Biosphäre wichtig ist, müssen am selben Strang ziehen, zusammenarbeiten, so Dr. László Patkó, WWF Ungarn Programmleiter Landraubtiere. Diese Arbeit ist in das Projekt von 16 EU-Mitgliedern eingebettet.
Das Naturfilmer-Duo Mosonyi–Bagladi haben vor, nach Filmen über den Wilden Balaton, 2018 (von Österreich übernommen), die Wilde Kiskunság-Region – Das Geheimnis der ungarischen Puszta, 2016, Wilde Szigetköz-Schüttinselwelt, 2013, Sperrzone – Kriegsschauplatz Wildnis, 2017 die Tierwelt des Karpatenbeckens unter die Lupe zu nehmen.
„Dank” der Covid 19 Quarantäne sind mehrere ihrer Filme auf YouTube im Angebot, unter NatFilm Hungary.

Ab heute in 50 ungarischen Kinos: der Naturfilm „Vad erdők, vad bércek: A fantom nyomában”. 65 min, 2019. Regisseur-Kameramann Szabolcs Mosonyi, Drehbuch und Produktion Erika Bagladi.