Solange wir die Bedeutung dieser Ausdrucksweise nicht selbst verinnerlichen, bleiben es Worte. Es zu erleben, ermöglicht die universale Formsprache des Tanzes, die das im Körper lebende Wissen zum Leben erweckt”, so leitet Péter Ertl, seit Anfang dieses Jahres geschäftsführender Direktor des Nationalen Tanztheates das Programmheft des diesjährigen Tanzfestivals ein.
Der ’Neue’ bringt neuen Elan ins Haus, das er nicht nur für die zehn Festivaltage der Welt öffnet. Öffnen bedeutet z.B. die angestrebte und vereinbarte Tanzplattform auf dem Düsseldorfer Tanzmarkt 2014. Neu ist auch die Zusammenarbeit mit dem Tanzfestival Győr (in Westungarn) im kommenden Juni und mit dem diesjährigen Budapester Frühlingsfestival: am 2. April tritt das Honvéd Tanzensemble mit Frühlingstanz auf.
Doch nun zum bevorstehenden Budapest Tanzfestival. Ausländische Gäste, Premieren und Neuinszenierungen, die Teilnahme aller namhaften ungarischen Tanzensembles stehen auf dem Programm.
Erstmals in Budapest tritt Grupo Corpo aus Brasilien (20., 21. April im Festivaltheater) auf. In „Sem mim” (ohne mich) geht es u.a. um die Frage: „Was, wenn Frau und Mann fern voneinander sind”. In „Parabelo” konzentriert sich der Choreograph auf das „was am ehesten brasilianisch und lokal” ist. Das zu beschreiben ist unmöglich, es sollte erlebt werden. Dem tanzbegeisterten Publikum sind das South Bohemian Ballet („Zero Gravity”, 23. April im Festivaltheater), das sich den Abend mit dem Ungarischen Balletttheater teilt sowie die Company fabrik Potsdam ( (19., 20. April im Tanztheater) keine Unbekannten. In „Pandora88”wird auf nur 1,5 qm das Gefühl des Eingesperrtseins, des Nichtentfliehens, wie das Photo im Programmheft zeigt, akrobatisch veranschaulicht. Eingesperrt in einen Karton müssen sich die beiden jungen Tänzer, Wolfgang Hoffmann und Sven Till miteinander arrangieren, denn freiwillig sind sie nicht da drin.
Aus dem ungarischen Programmangebot seien die beiden Abende mit der Company Yvette Bozsik hervorgehoben. „Orpheus und Euridike” (24. April im Festivaltheater) versteht die Künstlerin als Hommage an Pina Bausch und Mary Wigman, „Bolero” und „Sacre du printemps” (27. April, Festivaltheater) sind, nämlich „Sacre” die Neuchoreographierung der Aufführung von 1999. Das Ensemble feiert gerade seinen 20. Geburtstag. Das gerade 25 Jahre alte Zeitgenössische Ballett Szeged trägt mit zwei ganz unterschiedlichen Stabat Mater-Tanzdeutungen (26. April, Tanztheater) als Budapest-Premiere auf. Thematisch wird der Bogen von der Verkündung Mariä (Arvo Pärts Stabat Mater) zur trauernden Mutter (Pergolesis Stabat Mater) geschlagen. Uraufführungen finden am 24. April im Tanzthetaer und am 28. des Monats im Festivaltheater statt. Das Mitteleuropa Tanztheater tanzt die „Horde”, die Choreograph Attila Kun so versteht: „kleine Gemeinschaft von Menschen, die sich zusammentun, um das Leben lebenswerter zu gestalten, aber auch Horde, Bande, die aus unergründlichen Motiven den eigenen Lebensraum zerstört”. Das Ungarische Staatliche Volksensemble führt das „Lied des Hirsches” auf. Der Hirsch steht in der europäischen Kulturgeschichte für ewige Erneuerung, er verliert sein Geweih und lässt ein frisches wachsen. Der Hirsch ist Dämon und Magier, Fee und Totenkönig, der den Jäger in eine andere, neue Welt lockt. Wohin die Jäger des 21. Jahrhunderts gelangen? Die Tänzer werden es zeigen.
Das Budapest Tanzfestival klingt mit der traditionellen Tanzgala anlässlich des Welttanztages am 29. April aus.
Alles über das Tanzfestival unter Budapest Táncfesztivál in Ungarisch und Englisch.