„Sommerfrisch, f. erholungsaufenthalt der städter auf dem lande zur sommerzeit, sommerfrischen”, heißt es im Erklärenden Deutschen Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm.
Sommerfrische anno und Sommerfrische heute. Der Inhalt hat sich im Laufe der Jahrzehnte, ja Jahrhunderte verändert. Unser Nachbar Österreich versteht sich allerdings schon seit dem 18. Jahrhundert als Sommerurlaubsland. Müßiggang, Erholung hat mit Wohlstand zu tun. Es waren die wohlhabenden Deutschen, die anno, eben schon im 18. Jahrhundert Österreich als Sommerfrischeziel für sich entdeckten. In der k.u.k.-Zeit stieg Bad Ischl zur Hauptstadt der Sommerfrische, des Sommerurlaubs auf. Nicht ganz so betucht, aber trotzdem entdeckungslustig waren die ’Fremden’, die expressis verbis zum Wandern nach Österreich reisten und dort, weil sie zu Stammgästen wurden, ihre Berg- und Almhütten bauen. Daran erinnern deren heutige Namen, Breslauer Hütte, Schwabenhütte…
Zu den Prominenten, die im 20. Jahrhundert, zur Sommerfrische nach Österreich fuhren, gehören z.B. Ernest Hemmingway und Béla Bartók.
Erst nach dem Zweiten Weltkrieg wurde auch der Winter als mögliche Urlaubsjahreszeit entdeckt. Warum nicht Winterfrische? Wohl weil man sich nicht einfach in die Wiese liegen kann. Es dauerte trotzdem Jahrzehnte, bis sich der Winterurlaub als der Sommerfrische als ebenbürtig erweisen konnte. Noch im Jahr 2000 entfielen auf den Sommerurlaub 60% der Touristen und Übernachtungen. 2010 hielten sich dann (endlich?) Sommer- und Winterfrische die Waage.
Die weltweite Wirtschaftskrise ist zwar noch nicht überwunden, trotzdem regt sich etwas in puncto Sommerurlaub in Österreich. Die Tourismusmanager sprechen sogar von einer ’Sommer-Renaissance’. Das gilt auch für die Gäste aus Ungarn, die, wie bekannt, in den vergangenen Jahrzehnten den Winterurlaub (wegen der komfortablen, für Anfänger und Fortgeschrittene gleichermaßen geeigneten Skipisten + Dienstleistungen) bevorzugten. 2011 verbrachten 170 000 Ungarn Ferien als Sommerfrische in Österreich, was ein Zuwachs von 15% im Vergleich zum vorausgegangenen Jahr war. Auch der Ungar reist nicht mehr nur in mediterrane Gefielde, um sich am Strand grillen zu lassen, er will auch im Sommer die schönsten Tage und Wochen im Jahr abwechslungsreich, aktiv verbringen. Und das kann er natürlich auch beim österreichischen Nachbarn, z.B. im Mostviertel, wo mit der Magic Card 43 Ziele (Natur und Kultur gleichermaßen) preisgünstig bis kostenlos erreichbar sind; oder eventuell etwas weiter von Ungarn, im SalzburgerLand. Am Treffpunkt der vier österreichischen Skiregionen kann man im Sommer nicht nur wandern, sondern auch golfen, radeln (es gibt 700 km Radfahrwege), sich in diesem Jahr zur Mountainbiker-WM in Saalfeld-Leogang (29.August – 9. September 2012) anmelden bzw. sie als passionierter Biker, aber nicht Leistungssportler nur miterleben.
Als kulturelles Schmankerl in der Region sei an diesr Stelle das alljährliche Jazzfestival am letzten Augustwochenende in Saalfeld empfohlen.
Tourismusstatistiker stellten fest, dass heuer der Kurzurlaub, 3-4 Tage Ferien, hoch im Kurs ist. Dafür preist sich die Hauptstadt der Alpen, Innsbruck an, weil dort das alpine mit dem urbanen Leben verbunden, praktiziert werden kann.
Ergo: „In der Wiese liegen und die Seele baumeln lassen”, das ist auch heuer höchst aktuell, wenn der gestresste Stadtmensch – wie es schon die Gebrüder Grimm diagnostizierten – in der Natur neue Kräfte tanken, aber auch faulenzen will.