Gemenc – Auenlandschaft. 60 min. Regie: Frigyes Olma, ein Film, der ab ovo ins Fernsehen gehört, der in erster Linie in Schulen aufgeführt werden soll!
Nein, auch wir ältere Semester wollen die Natur erleben, wie sie mit den eigenen Augen nicht gesehen wird. Im vorigen Sommer fuhr ich mit der Schmalspurbahn durch besagte Auenlandschaft im Süden-Südwesten Ungarns, dem größten Auenwald Mitteleuropas, wo das Wasser, die Donau, alles bestimmt. Und was bekam ich zu Gesicht? Tja, Bäume, Gräser, einen Hochsitz und ein paar Wildschweine. Um das Biotop Gemenc kennenzulernen, muss man diesen Film (auch als Erwachsener) sehen.
Ja, die Donau bestimmt alles, sie ist der Nährboden des Lebens, sie schützt und zerstört, sie bedroht und baut auf. Außer den erwähnten Wildschweinen ziehen Hirsche, Vogelscharen, Fische durch die Auen. Es ist einem Aha-Erlebnis ebenbürtig, die Schwarzstörche bei der Ankunft in Gemenc, der Renovierung ihres vorjährigen Nestes, dem Werben des Storches um seine Störchin, dem Ausbrühten der Eier und Füttern der possierlichen, noch weiß-flaumigen Storchküken zu beobachten.
Was sich hinter den phantastischen Aufnahmen verbirgt, ist zähe, jahrelange Ausdauer und Arbeit. Davon berichtete der Regisseur Frigyes Olma. Sechs Jahre Arbeit, davon ’nur’ 200 Drehtage. Die Anfänge reichen allerdings bis 2007, als Frigyes Olma anfing zu photographieren. Er und seine Kollegen waren und sind auch heute Amateurfilmer, die ihr Hobby dank der gutbürgerlichen Berufe nebst Einkommen finanzieren. Die Produktionskosten: ein low budget von 10 Mio. Forint, davon 95 % Eigenfinanzierung. Das Team konnte sich auf den Fachrat und die Unterstützung der Jagd-AG Gemenc stützen. Was die Technik anbelangt, wurde mit fixierten Kameras, Dronen und stundenlangen Warten vor dem Objektiv gearbeitet.
Anlässlich des 3. Internationalen Naturfilm-Festivals in Gödöllő (26.-28. Mai) tritt auch GEMENC – Auenlandschaft im Wettbewerb an. „Dieses Festival ist mehr als ein Festival”, betont einer der Mitorganisatoren des 3, Internationalen Naturfilm-Festivals Tamás Székelyhidi. Es ist ein Happening mit Film, Photographie, Musik und bildender Kunst, das in der ehemaligen Reitschule des königlichen Schlossen (40 Plätze), im weitläufigen Schlosspark nebst Unterem Park veranstaltet wird. Bislang trafen über 300 Anmeldungen aus 58 Ländern ein. Die Filmvorführungen laufen als internationales Festival sowie Festival der Naturfilmer aus dem Karpatenbecken (mit Filmen außer ungarischen, auch aus der Slowakei und Rumänien). 90 % der Filme erleben in Gödöllő ihre Premiere. An der thematischen Gestaltung nehmen zivile Organisationen teil, es geht um Umwelt- und Naturschutz, in der neuen Sparte Trash Art um die Müllverwertung, diesmal in der Kunst. Man vergegenwärtige sich: der Mensch produziert täglich 1 kg Plastikmüll, die Theiß schwemmte im vorjährigen Herbst 3000 t (überwiegend) Plastikmüll aus der Ukraine, Slowakei und Rumänien nach Ungarn. Die Müll-Kunstwerke werden nach dem Festival in Gödöllő als Wanderausstellung bei Veranstaltungen im Tal der Künste (im Balatoner Oberland), Budapest und Tokaj ausgestellt.
Als Wanderausstellung wird auch die Freilicht-Photoausstellung ’Varázslatos Magyarország’ (Bezauberndes Ungarn) durch Ungarn reisen. Außer den Filmaufführungen und Fachveranstaltungen werden über 40 Bands im Jam for Nature für gute Laune sorgen.
Alles über das 3. Internationale Naturfilm-Festival Gödöllő (26.-28. Mai) unter www.godollofilmfest.com. Eintritt frei!