Die bis zum 19. März im ehemaligen Goldberger-Werk im 5. Budapester Gemeindebezirk, Arany János utca 32 geöffnete Ausstellung präsentiert Arbeiten von Gegenwartskünstlern sowie früheren „sozialistischen” Künstlern aus der Slowakei, Tschechien, Polen, Ungarn sowie Ungarn/Frankreich.
Und wo bleiben künstlerische Auseinandersetzungen mit Sozialismus und Kommunismus aus der DDR, Rumänien und Bulgarien, der Sowjetunion? Kuratorin Katalin Székely hatte dafür eine (unglaubwürdige) Erklärung parat: Platzmangel, Geldmangel. Sehenswert ist die Schau trotzdem, alles feinsäuberlich ungarisch und englisch untertitelt und erklärt. Anhand eines ’Handbuches’ der sozialistischen Symbole in der Kunst, die von der Kunsthistoriker Nóra Aradi 1974 im Standardwerk „Die Symbole der sozialistischen bildenden Kunst” eingehend erklärt, ja behandelt wurden, kann sich der Betrachter in die Deutung und Nutzung der Zeichen vertiefen: Frieden wird als Taube, Ölzweig, Ähre dargestellt, Madonna = Mutterschaft, die werktätige Arbeiterin mit dem Kleinkind auf dem Arm ist das Gegenteil von Krieg; Lenin wird nach 1917 erstmals als Porträt dargestellt und damit versinnbildlicht er denSieg der proletarischen Revolution; Rot ist die Farbe der Revolution, auch als glühende Sonne und helles Licht zu beobachten. Bildung: der lesende Arbeiter (in Bild und als Skulptur) versinnbildlicht den denkenden, kreativen neuen Menschen sozialistischen Typs. Auf 14 Schwarz-weiß-Photos ist der kommunistisch-stalinistische Parteiführer Mátyás Rákosi zu sehen, der dem Bildhauer für die geplante Büste Modell sitzt.
Ältere Semester unter den Besuchern, die die sozialistisch-kommunistische Ära aus eigener Erfahrung kennen, haben beim Anblick des Plakates (in mehreren Ausführungen) ihr Aha-Erlebnis Mihály Biró: 1919 Május 1. (Bild rechts) Es ist der kraftstrotzdende, mit dem Hammer zum Schlag ausholende, bewusste Arbeiter, der Mensch neuer Prägungen.
Eisenbahn, Zeitung, Jugend, Essen (auf kariertem Tischtisch ein Teller mit einfachen, aber gesunden Speisen), Fabrik, Hammer und Sichel u.a. werden erklärt.
Ein Weltbild, das durch die ost-mittel-europäische Geschichte geisterte, von seiner Überlegenheit allerdings nur hinter Stacheldraht und unpassierbaren Grenzen zu überzeugen versuchte, wird für sechs Wochen im OSA-Ausstellungssaal lebendig.