Die Kellerei des Jahres 2014: Weinwirtschaft Koch

Winzer, Skulptur von István Madaras.Die Fachwelt zeichnet ein Fachkollektiv aus. Zum besseren Verständnis: 2002 einigten sich der Ungarische Verband der Winzergemeinden (Hegyközségek Nemzeti Tanácsa), die Ungarische Weinakademie und der Verband der Ungarischen Winzer (Magyar Szőlő- és Bortermelők Szövetsége), einen Wettbewerb unter den Weinherstellern in Ungarn auszuschreiben, als Jury die Bewerbungen auszuwerten (oft sind sie 50 Seiten und länger) und die besten Drei auszuzeichnen. Die Auswahlkriterien dürfen als streng bezeichnet werden, so u.a.: Image der Kellerei, vom Standpunkt der Architektur, der Ästhetik, Erreichbarkeit, ob entsprechende Parkplätze zur Verfügung stehen; Ausstattung der Kellerei: Technologie, Hygiene, Arbeitsbedingungen; Werbe- und PR-Tätigkeit; Kontakte zu Anrainern, Anwohnern, die Rolle der Kellerei in und für die Region; internationale Beziehungen; Markenpräsenz im In- und Ausland; Teilnahme an Festivals, Wettbewerben, Auszeichnungen; Qualität und Sorten.

Csaba Koch mit Winzer-Wanderpokal.Die Auflistung der 16 detailliert festgeschriebenen Bewerbungs-kriterien könnte fortgesetzt werden. Es ist allerdings nicht Zweck dieser Zeilen, auf Einzelheiten einzugehen, sondern die diesjährige als best befundene Kellerei zu würdigen: die Kellerei des Jahres 2014 ist die Kellerei Koch in Borota in der Weinregion Baja-Hajós. Zum Titel gehört als Wanderpokal die Skulptur des ’Winzers’, entworfen vom Bildhauer István Madaras (siehe Photo), eine Gedenkplakette sowie eine Urkunde.

Jahrzehntelang galten die Weine der südostungarischen Alföld-, der Tiefebenenregion mit ihrem sandigen Boden als gerade mal für die Kneipe gut, eventuell für einen Gespritzten. Das hat sich gründlich geändert. (Platz 2 des diesjährigen Contests belegt auch ein Winzer, d.h. eine Kellerei aus der Region, der Familienbetrieb Frittmann.)

Doch nun zu den diesjährigen Preisträgern. Der Chef der Kellerei Koch, Csaba Koch (geb. 1969), ist in zehnter Generation Winzer. Wie der Nachname besagt, handelt es sich um eine donauschwäbische Familie. (Die Donauschwaben wurden vor gut 300 Jahren von Maria Theresia in mehreren Regionen des heutigen Ungarns angesiedelt.) Der erste Koch, István Koch, befasste sich schon 1748 mit Weinbau und betrieb auch Weinhandel.

Weinkeller.Schwäbische Knödelsuppe.Csaba Koch stieg nach Studien der Biologie, Agrarwissenschaft, Spezialisierung in Weinwirtschaft 1991 in den Familienbetrieb ein und bewirtschaftet heute 110 Hektar Weingärten sowie die Kellerei, und das mit 60 Mitarbeitern. Das Herzstück der Weinwirtschaft befindet sich bei der schon genannten Gemeinde Borota, in den vergangenen Jahren expandierte Csaba Koch in Richtung Villány und betreibt dort die Kellerei Vin Art. Die Jahresproduktion beträgt 800 000 Flaschen Wein, die zu 90 Prozent in Ungarn Abnehmer haben. Das Angebot ist vielseitig, vom fruchtig leichten bis zum Spätlese Chardonnay, Roséweine der Sorten Cabernet sauvignon und Blaufränkisch bis zu ’schweren’, vollmundigen  Rotweinen der schon erwähnten Sorten, aber auch dem Urgestein der ungarischen Rotweine, dem eher leichten Kadarka und als Tüpfelchen aufs i dem Eiswein.

Anlässlich der festlichen Übergabe von Titel, Wanderpokal, Gedenkplakette und Urkunde wurden als solide Grundlage für die Koch-Weine (auch) donauschwäbische Spezialitäten serviert. Eine davon war die Schwäbische Knödelsuppe, im Kessel auf offenem Feuer zubereitet (siehe Photo). 

Hier das Rezept: In die zerlassenen Speckwürfel werden gehackte Zwiebeln gerührt und ebenfalls leicht geröstet, dann das vorbereitete zerkleinerte Suppengemüse, etwas später Räucherwurstscheibchen gerührt. Mit Wasser aufgießen und köcheln lassen. Zuletzt die Knödel in der Suppe kochen. Zutaten dafür: die ca. 800 g ausgekühlten Pellkartoffeln (Kartoffeln müssen kalt sein) mit 200 g Mehl gut verrühren. ein Ei dazugeben, salzen. Mit dem Löffel Knödel ausstechen und in die Suppe geben. Sauerrahm einrühren. Guten Appetit!

Tourismusbedingt verfügt die Kellerei Koch nicht nur über ein Weinlokal, sondern auch eine Pension mit acht Zimmern (24 Betten), ein Fassbindermuseum sowie die ebenfalls museal eingerichtete Fassbinderwohnung.

Fassbindermuseum.

 

Noch mehr über die Kellerei Koch unter www.kochboraszat.hu  (in Ungarisch, Englisch und Französisch. Aufs Piktogramm für die deutsche Präsentation klickte ich vergebens, der Text blieb ungarisch. Leider.)