Der Hauptveranstaltungsort ist und bleibt die Synagoge in der Budapester Dohány utca, wo schon der Auftrakt eine Sensation verspricht: das Nachtkonzert – Beginn um 22 Uhr am 27. August – mit dem israelischen Akkordeontrio Adler, der ungarischen Allround-Künstlerin Katica Illényi und dem Cseke Quartett. Genauso vielversprechend ist einen Tag später der Abend mit The Metropolitan Opera Brass of New York, dem Blasorchester, das nicht nur in Ungarn, sondern Europa erstmals auftritt.
Neben den bewährten Festivalschauplätzen, der schon genannten Großen Synagoge, dem Filmtheater Urania (mein persönlicher Tipp: Mariann Falusi und Tamás Földes geben Songs von Leonard Cohen und Irving Berlin zum Besten, am 31. August), der Synagoge in der Rumbach utca und dem Kino Puschkin, wo die israelische Filmwoche steigt, wird in den Budapester Kulturbetrieb ein neuer-alter Veranstaltungsort eingeführt: der rundum erneuerte Goldmark Saal im Gebäude (Wesselényi utca 7) hinter der Großen Synagoge, wo auch das der Öffentlichkeit zugängliche Archiv mit Schau-Lagerräumen und das Zentrum für Genealogische Forschungen untergebracht sind.
Es sind sehr oft Touristen, die sich für die Geschichte der Juden in Ungarn, ganz konkret, für bestimmte Familiengeschichten interessieren, hier Ahnenforschung betreiben. Auf Mikrofilmen bzw. digitalisiert stehen die Matrikeln der Standesämter, Friedhofdateien, die Listen der Holocaust-Opfer und vieles andere zwecks Einsicht zur Verfügung. Nicht ganz so kopflastig, aber doch ein Eintauchen in jüdisches Leben in Ungarn bietet die Ausstellung im Vorraum des Goldmark Saales: es ist die Geschichte des jüdischen Viertels von Budapest von 1785 bis 2010. Interaktiv, nur durch Berühren der Bildoberfläche unternimmt der Betrachter die Erkundungsreise durch Straßen, in Wohnungen und Läden, erlebt die schicksalhaften Zeiten Ende des Zweiten Weltkrieges und 1956.
Im Goldmark Saal kommen anlässlich des Festivals in erster Linie die des Ungarischen mächtigen Besucher auf ihre Kosten: auf dem Programm stehen Kulissengespräche mit bekannten Schauspielern, die etwas oder auch sehr viel mit dem Judentum verbindet, mit den Schauspielern Gyula Bodrogi, József Székhelyi und János Gálvölgyi. Musikalisch sind hier der Familienroman – das Konzert Péter Gerendás’ mit vielen Familienmitgliedern (1. September) und der Abend mit der Sabbathsong Klezmer Band (3. September) angesagt.
Neben den zahlreichen ausländischen Künstlern gibt es im Festivaltrubel Standardgrößen, ’Stammkünstler’ wie die Budapest Klezmer Band (3. September, Große Synagoge), und auch die Flötistin Eszter Horgas, die mit der Schauspielerin Éva Botos alte Filmschlager aufführt (3. September, Filmtheater Urania). Nicht wegzudenken ist auch der beliebte Kunstgewerbemarkt im Gozsdu Hof, nur einen Katzensprung von der Synagoge entfernt.
Diese Zeilen mögen als Anregung für das Miterleben des Jüdischen Sommerfestivals verstanden werden. Alles über das Festival in Ungarisch und Englisch unter: www.zsidonyarifesztival.hu. Karten sind schon erhältlich und nicht teurer als im Vorjahr.


