Käsefestival im Hangistalló

Hangistalló? Ein Ding der Unmöglichkeit, übersetzt bedeutet es nämlich Klang- oder Ton-Stall. Tja, der Klang-Stall, das klingt besser. Und wo befindet sich dieser sonderbare Stall?  In der zu Óbarok gehörenden winzigen Gemeinde Nagyegyháza. (Titelbild: Danubius-Quartett)

Dieser Beitrag könnte auch in die Reihe „Das unbekannte Ungarn” passen, nur dass Nagyegyháza dank des Hangistalló, des Klang-Stalls, international bekannt ist, in erster Linie weil schon viele ausländische Künstler dort musiziert haben.

Zur geographischen Lokalisierung: 42 km von Budapest an der Autobahn M1 (Ausfahrt Óbarok) gelegen; im lieblichen Vál-völgy (Vál-Tal) im Komitat Fejér. Nagyegyháza-Óbarok hatten der 2015er Volkszählung nach 754 Einwohner, davon 300 in Nagyegyháza. Die Einwohner sind größtenteils Pendler – Pendler nach Budapest oder Tatabánya.

Dank des Regionalförderungsprojektes  Vál-völgy-vidék konnte aus der Stallruine in den vergangenen zehn Jahren der Klang-Stall HANGISTÁLLÓ (Bild rechts) entstehen. Auf dem ehemaligen Grafengut der Batthyány befand sich unter den Wirtschaftsgebäuden auch der Stall mit meistens 70 Kühen. In den Jahrzehnten des ungarischen Sozialismus diente er der Landwirtschaftlichen Produktionsgenossenschaft Bicske als Getreidespeicher, mit der Wende begann sein Niedergang. Aus diesem traurigen Dornröschenschlaf weckte das Ehepaar Ilona Ribli–Mihály Kolozsvári die Stallruine vor gut zehn Jahren zu neuem Leben.

Sie Cellistin, er Ingenieur waren aus Budapest aufs Land gezogen. Ohne kulturell-künstlerische Aktivitäten kann man leben, es lohnt sich aber nicht, lautet meine Abwandlung dieser Binsenweisheit. Dank der wiederholten Bewerbung und Nutzung des EU-Förderungsprogrammes (Regionalprojekt Völgy-vidék) ist ein schmuckes Kultur- und Freizeitzentrum (siehe Photo) mit Veranstaltungsaal (170 Plätze) und seit Kurzem Gästezimmern im Obergeschoss entstanden. Mit Frau Ribli hielt die klassische Musik in Nagyegyháza Einzug. Sie selbst, Mitbegründerin des Trátrai-Quartetts, möchte ich ’bescheiden’ als Seele des Danubius Streichquartetts nennen. „Im Westen werden aufgegebene  Wirtschafts-, Industrieanlagen, Kirchen renoviert und einer neuen Bestimmung zugeführt, so auch als als Konzertsaal”, so Frau Ilona Ribli, Mitbegründerin  des Daubius Streichquartetts und des HANGISTÁLLÓ.

An jedem letzten Samstag im Monat wird im Hangistálló klassisch musiziert (am 1. Juni stehen Werke von Haydn, Mozart und Schubert auf dem Programm.  Authentische Volksmusik,  eine Volsksmusikreihe mit der Musik von jeweils anderen Völkern steht auf dem Programm (am letzten Samstag im August sind zum x-ten Mal die Griechen an der Reihe. wenn nicht nur musiziert, sondern auch getanzt und griechisch geschlemmt wird, u.a. auf meine Anfrage nicht nur das obligatorische Tzatzikis, sondern auch das viel leckere Briani (man/frau mögen sich im Kochbuch informieren) serviert wird.

Doch nun zum Apropos dieses/meines Berichtes: das Käse-Maifest am 18.-19. Mai. Rund um den Hangistálló boten kleine, private Käseseien der Umgebung (aber auch aus dem Széklerland  (Siebenbürgen/Rumänien) ihre Erzeugnisse an. Zoltán Gál aus dem Nachbarland wurde von den anwesenden Pressevertretern als bester Käsemeister ausgezeichnet, mit Diplom und Geschenk geehrt.) Zum Erfolg sei erwähnt, dass der Ziegenkäse im Handumdrehen vergriffen war, ich mir aber Schafskäse zur Zubereitung eines meiner Lieblingsgerichte ergattern konnte – beim schon erwähnten Zoltán Gál. Und das wäre der mit Schafskäse, Sauerrahm und Grammeln (kannte ich gar nicht) geschichtete Maisbrei, zum besseren Verständnis Polenta, die im Backofen überbacken wird. Ein Zubereitungstrick: der Maisbrei wird in eine mit Sauerrahm ausgestrichene Backform gegossen. Der Koch, László Nagy, Babtistenprediger und Vater von vier Söhnen, hatte auch zweierlei Eintopfgerichte im Kessel zubereitet: das oblgatorische Gulyás (Gulasch) und die Palóczsuppe. Guten Appetit!

’Garniert’ wurde die Kulinarik mit Kultur, Kinderprogrammen, Spiel und Unterhaltung. Den Publikumspreis für den leckersten Käse erhielt Zsuzsanna Nagy aus Germely. Dieses war das erste Käse-Maifest Sajtmajális in Nagyegyháza, Fortsetzung folgt. Nagyegyháza ist eine  (bescheiden gesagt) Haltestelle auf der Käsestraße von Etyek bis Szente.