Die Forscher zeigten Versuchspersonen am Computer Bilder von Gesichtern mit positivem, negativem und neutralem Ausdruck, sowie auch Dreiecke, deren Spitze nach oben, unten, rechts und links zeigten. Dass die negativen Gesichter am schnellsten gesehen wurden, konnte man bereits aus früheren Studien vermuten, die etwa gezeigt haben, dass sie beim Anblick einer Menschenmenge als erstes ins Auge fallen. Zur Überraschung der Forscher wurden jedoch auch manche Dreiecke auf dieselbe Weise wahrgenommen – und zwar nur jene, die nach unten gespitzt waren. Zudem bewerten die Betrachter diese Form negativer als andere.
Den Vergleich mit Merkmalen zorniger oder trauriger Gesichter sieht Watson als eine mögliche Erklärung, warum „negative” Dreiecke derart schnell wahrgenommen werden. Konsequenzen habe dies durchaus – etwa für das Design. „Einiges spricht dafür, dass nach unten spitze Dreiecke die Aufmerksamkeit am besten fesseln. Dass dadurch ebenso negative oder gar bedrohliche Gefühle ausgelöst werden könnten, scheint eher nicht der Fall zu sein”, sagt der Forscher.
Gehirn auf Gefahr gepolt
„Die Evolution hat das Gehirn dahingehend optimiert, dass es Feindesgesichter als erstes wahrnimmt. Nur so kann der Mensch bei Gefahr schnellstmöglich mit Flucht oder Aggression reagieren”, erklärt Patrick Gajewski, Kognitionspsychologe am Leibnitz-Institut für Arbeitsforschung an der TU Dortmund, im pressetext-Interview. Aufgrund der hohen Bedeutung für das einstige Überleben haben auch Gesichter grundsätzlich – egal ob von Mensch oder Tier – bei der Wahrnehmung eine Sonderstellung und werden in einer speziellen Gehirnregion – dem fusiformen Gesichtsareal im parietookzipitalen Teil – verarbeitet, so der Dortmunder Wissenschaftler.