Seit 100 Jahren am Pester Ring: das Radisson Blu

Hotel Radisson Blu Béke (Budapest): FassadeDer Kaufmann und spätere Hotelier Henrik Fábri hatte erkannt, dass nur ein paar Häuser vom Westbahnhof entfernt eine Bleibe entstehen muss, damit sich Budapest auch zur Tourismushochburg mausern könne. Er ließ im ursprünglichen Haus mit vielen gutbürgerlichen Wohnungen das modernste Hotel der Zeit einrichten. Modern? In diesem Haus wurde der erste Zimmer-Service auf Knopfdruck eingerichtet. In den 30er Jahren konnten die Gäste in der überhaupt ersten Hotel-Tiefgarage parken. In den 30ern etablierte sich das Hotel auch als Treffpunkt von Kultur und Kunst. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde im umgetauften Britannia, dem Béke, diese Tradition fortgesetzt. Im berühmtem Kuppelsaal sorgten Künstler, deren Namen in (älteren) ungarischen Ohren besonders gut klingen, so die Operettenprimadonna Hanna Honthy, die Schlagersänger György Korda und Péter Máté oder der Kabarettist Géza Hofi für Unterhaltung bis in die frühen Morgenstunden.

Ehemaliger Kuppelsaal

An den Glanz der alten Zeiten erinnert das Hotel auch nach der Generalrenovierung 1985, so der oberste Teil der alten Kuppel, der zwar nicht mehr über dem Saal, sondern im Foyer im Hochparterre schwebt, zalreiche Tafelbilder mit Szenen aus Shakespeare-Dramen sowie die kunstvollen bunten Fenster, lauter Entwürfe des Professors an der Hochschule für Kunstgewerbe Jenő Haranghy. Anno wurde das Britannia deshalb auch das Haranghy Museum genannt.

Der Name des Hotels wurde geändert, der Standard nicht. 1988 wurde das Béke ein Glied in der Radisson-Kette, seit 2009 heißt es Radisson Blu Béke Hotel.

Kaffehaus im Hotel Britannia

Süßwaren Meisterwerke von heuteDer 100. Geburtstag wird das ganze Jahr über gefeiert, u.a. mit monatlich einem Tag der Offenen Tür, gemeinsamen Events mit dem Széchenyi Kur- und Freibad im Stadtwäldchen, das ebenfalls 100 Jahre alt ist, mit Hotelführungen, zuerst nur in Ungarisch, aber auf Wunsch auch in Deutsch und Englisch, und mit einem kulinarischen Angebot, das auf zeitgemäße Ernährung Wert legt; das kann auch in der Café-Konditorei Zsolnay im Parterre getestet werden. Zsolnay, weil Kaffee und Kuchen auf und in echtem Zsolnay Markenporzellan serviert werden. Zum Jubiläum wurde eine besondere Tortenschnitte kreiert: die Panyolai-Apfelschnitte, die auch einen Schuss Pálinka aus der Destille Panyola enthält. Doch keine Angst, der Alkohol veredelt nur die vielen Schichten dieser süßen und doch nicht zu süßenVersuchung.

Man muss nicht Hotelgast sein, um sich eine Verschnaufpause in der Café-Konditorei Zsolnay zu genehmigen. Am Hoteleingang wird der Gast vom ’Totumfaktum’, vom Wahrzeichen des Hauses, dem Mister Foster und seinem Hund still begrüßt, der trotz des englischen Aussehens und Namens nicht aus Britannias Zeit stammt, sondern erst 1985 zur Begrüßung aufgestellt wurde.