Zum jährlichen Tag des Gesundheitswesens, dem Semmelweis-Tag (am 1. Juli 1818 erblickte Ignaz Semmelweis, ’der Retter der Mütter’, im Stadtteil Tabán von Buda das Licht der Welt) überraschte das Budapester Bethesda Kinderkrankenhaus das breite Publikum, alle, die in Hochglanz-Kochbüchern blättern und dann, inspiriert, das Gelesene ausprobieren, mit dem Kochbuch „Auf Rezept”.
Der diesjährige Gesundheitstag ist ein ganz besonderer. Nach dreimonatiger Quarantäne atmen alle auf, so kehren auch die Krankenhäuser zum Alltag zurück – in der Hoffnung, dass Covid 19 überwunden ist. Dieses Kochbuch will auch eine Hommage an alle Helden, Bethesda-MitarbeiterInnen sein: Auf Rezept – so kochen wir im Bethesda Krankenhaus. Das drückte Hauptdirektor Dr. György Velkey so aus: Täglich um die Genesung, das Wohl der anvertrauten Kinder bemüht, fragten wir uns, ans Schwesternpult gelehnt oder im Ärztezimmer auch „Was hast du heute gegessen?, Was hast du gekocht?” Wir begannen von zuhause zu sprechen, das Erzählte spann sich zum Gemeinschaftserlebnis. Rezepte wurden ausgetauscht, auf Papierfetzen gekritzelt, woraus dieses Kochbuch mit Illustrationen und präzisen Zubereitungsanleitungen entstanden ist. Das Angebot ist so unterschiedlich wie unterschiedlich die „Wurzeln” der ErzählerInnen sind. Aus dem Inhaltsverzeichnis sei zitiert: slowakische Strapatschka, afrikanisches Hühnchen und ungarische Gerbeaud, siebenbürgisch-Szekler Polenta, syrische Sommerauberginen, ungarisch-schwäbische geschichtete Kartoffeln und russische Piroggen oder chinesischer rot gedünsteter Schweinebraten… Was in Quarantänezeiten gekocht und gebacken wird, kann mit vielen Erinnerungen und Storys genauso nachgeschlagen werden wie Gesundheitstipps und die Krankenhauslegenden. ADHD-Koordinator Ildikó Fléger erzählt z.B. wie sie ihrem Mann zuliebe mit Salzstangerl experimentierte, bis diese nicht mehr in der Konditorei oder im Lebensmittelladen gekauft werden mussten: Stangerl mit Butterkrem oder Paprikabutter, Liptauer und aus Blätterteil… „Als Kind ekelte ich mich vor den im ungarischen Letscho (dem ungarischen Rattatouill gedünsteten Paprikastreifen”, erzählte die Oberschwester der Neurologie Rozália Kiss-Bánfi. Ihren drei Kindern sollte diese Art Lecsó erspart bleiben. Mit den Jahren experimentierte sie mit Kesselletscho im Garten ihres Ferienhauses am Balaton. Und das schlug bei allen als großer Erfolg ein. Hauptdirektor Dr. György Velkey, Pädiater, Anästhesiologie und Intensivtherapeut schwelgt in Kinderheitserinnerungen im Hernád-Tal mit 29 Cousins und Cousinen, wo er sich mit den Jahren als Autodidakt zum Kräutermann mauserte. Seit zehn Jahren ist das Káli-Becken im Balaton Oberland das zweite Zuhause der Familie, wo er wieder zum Kräusermann wurde. Mit seinen Enkeln bricht er nun in jedem Sommer, mit Schere und Weidenkorb „bewaffnet” auf, um Heilpflanzen, Kräuter für seine Teemischungen und sammeln. Wie aus Thymian, Pfefferminze, Salbei, Lavendel und einigem mehr gesunder duftender Tee wird, verrät er in „Auf Rezept – so kochen wir im Bethesda Kinderkrankenhaus”.
Anlässlich des ungarischen Gesundheitstages wurden im Millennium Haus im Budapester Stadtwäldchen auch die Besten unter den Besten im Bethesda-Kollektiv mit Preisen geehrt und dann wurde draußen im Freien gefeiert.