Verliehen wurde er nun zum 16. Mal an Lehrer der Grundschule bzw. Gymnasiums, die die Fächer Mathematik, Physik, Chemie und Biologie unterrichteten, an Pägagogen im Bereich öffentliche Bildung der Schulklassen fünf bis zwölf. (Biologie seit 2005.) Wie wichtig diese naturwissenschaftlichen Fächer gerade heute sind, kann mit Gemeinplätzen wie „Wir leben in der Gesellschaft der Wissenschaft und des Wissens”, oder „Das 21. Jahrhundert ist das Jahrhundert der Informatik” untermauert werden.
Die Gesellschaft auf Wissensgrundlage ist der Maßstab. (An dieser Stelle sei als Zwischenruf erlaubt, daß Ministerpräsident Viktor Orbán die Gesellschaft auf Arbeitsgrundlage propagiert.) Davon gingen auch die Stifter des Preises aus, die in der freien Marktwirtschaft erfolgreichen Unternehmen Ericsson Magyarország, Graphisoft und Richter Gedeon Nyrt. Die Stiftung wählte 2001 ihren emblematischen Namen: Rátz Tanár Úr = Herr Lehrer Rátz. László Rátz unterrichtete ab 1890 35 Jahre lang Mathematik am legendären Budapester evangelischen ’fasori’ Gymnasium (fasori = an der Allee, die parallel zur Andrássy út ins Budapester Stadtwäldchen führt). Zu seinen Schülern zählten die späteren Nobel Preisträger János Neumann (John von Neumann) und Jenő (Eugene) Wigner. 1904 wurde er Direktor des Gymnasiums, kehrte aber fünf Jahre später ans Katheder zurück. Für László Rátz war die Mathematik auf halber Strecke zwischen Wissenschaft und Kunst angesiedelt.
Ausgezeichnet werden in jedem Jahr je zwei Lehrer aus einleitend genannten Fächern, insgesamt acht, bzw. in diesem Jahr neun, weil darunter ein Ehepaar, das Ehepaar Juhász ist, die die hohe Anerkennung für die Weitergabe der für viele Schüler unverständlichen Physik erhielten. Weder Physik, noch Chemie oder Mathematik müssen das Geheimnis mit sieben Siegeln bleiben. Ja, dafür sind die Lehrer zuständig und sie haben Vorbildfunktion. Genauso gute, empathische Pädagogen sind Ferenc Zsigri ebenfalls in Physik, in Chemie Dr. Mária Laczkó und László Halmi, in Biologie Ildikó Zolnai und Dr. Anna Solt und in Mathematik Tamás Tarcsay und István Kónya. Sehr einfühlsam wurden sie anlässlich der Preisverleihung im Festsaal der Ungarischen Akademie der Wissenschaften vorgestellt, in Kurzfilmen zuerst von einem ihrer Schüler, einer Schülerin vorgestellt und dann im Kurzinterview. Seit 2001 wurden 150 Pädagogen, Lehrer der Naturwisseschaften an den verschiedenen Schulen in Ungarn, von Debrecen bis Zalaegerszeg und von Szeged bis Budapest ausgezeichnet.
Wie wichtig als Grundlage der zukünftigen Entwicklung eines Landes die Naturwisseschaften sind und dass ihr Unterricht entsprechend gefördert werden muss, fasste der Unternehmer Graphisoft-Gründer und Stifter der Privatuniversität Aquincum Institute of Technology Gábor Bojár zusammen. Er bediente sich der neuesten OECD-Statistik 2015. Wie viel gibt ein Staat vom BIP für den Unterricht, für Bildung aus? In Ungarn sind es 3,9 %, in allen Nachbarländern und Ländern der Region ist es mehr, so etwa in der Slowakei 5 %, in Tschechien 5,2 %, in Slowenien 6,5 %, in Polen 5,3 %. An dieser Stelle sei auch der europäische Spitzenreiter Finnland mit 6,5 % genannt. Wer in Bildung investiert, investiert langfristig, und das tun Politiker nicht, sie denken, planen (leider) nur im 4-Jahres-Zyklus.
Viel mehr für Unterricht und Wissen sowie damit die Grundlage des Fortschritts tun allerdings die Privaten und da belegt Ungarn international den stolzen vierten Platz nach den USA, Großbritannien und Costa Rica. Das stimmt nachdenklich, oder…
Fazit: Die intensivste Investition ist die Investion in Wissen, soll ein kluger Kopf gesagt haben.