Eine Hochburg der Geschichte, Kunst und Kultur: Schloss Fertőd-Eszterháza

Für die Renovierung und Restaurierung fehlte die Dokumentation, fehlten Zeichnungen und Photographien, so war nur bekannt, dass es im 18. Jahrhundert in Europa Theater gab wie das legendäre Marionettentheater im Schloss, das Fürst Nikolaus Esterházy der Prachtliebende 1768 als Opernhaus in Auftrag gab, wo 1773 Kaiserin Maria Theresia zu Gast weilte und in dessen Ochestergraben Joseph Haydn dirigierte, der dem Musiktempel zu seinem legendären Ruf verhalf.

Es wurde 1780 ein Opfer der Flammen aber schon ein Jahr später wieder eröffnet. Mitte des 19. Jahrhunderts brannte  es erneut nieder und Barocktheater waren nicht mehr gefragt, was auch das Schicksal besagten Theaters besiegelte.

Im heutigen Konzertsaal, dem ehemaligen Marionettentheater (siehe Photo) finden regelmäßig Konzerte statt. Die diesjährigen Eszterházi Vigasságok/Feste, Lustbarkeiten von Eszterháza dauern noch bis zum 24. Oktober (alles darüber unter www.eszterhazivigassagok.hu).

Was in den vergangenen Jahren im Schloss und auf dem ganzen Anwesen getan, wieder aufgebaut, restauriert wurde, davon können sich die Besucher auf einer Schloss-Tour mit Spaziergang in den weitläufigen Grünanlagen überzeugen. Ja, die Grünanlagen: drei Parks, der Englische Garten mit seinen neuen Wegen, 135 gepflanzten Bäumen und Bänken; der Nord-, d.h. Platanengarten und der Rosengarten, ein typischer Barockpark mit 430 Rosenarten, 8 700 Rosenstöcken, einem 220 langen Rosenwandelgang, angelegt ursprünglich von der Gattin Miklós IV. Esterházy Gräfin Margit Cziráky, die bis1914 inFertőd-Esterháza lebte.

Der Rosengarten, der mit der Zeit auch als Rosen-Genbank dienen wird wurde genauso wie der neu angelegte Kräutergarten (15 000 verschiedene Pflanzen) in diesem Jahr der Öffentlichkeit zugänglich gemacht.

Das Schloss ist, wie schon erwähnt, für seine Konzerte, immer, auch eine Hommage, an Haydn bekannt. Kammerkonzerte finden seit der Renovierung nicht mehr im großen Konzertsaal sondern im prunkvollen Musiksalon statt (siehe Photo).

An dieser Stelle sei erwähnt, dass die Schlossverwaltung auch für das Széchényi Schloss von Nagycenk verantwortlich zeichnet und in diesem Jahr das gräfliche Mausoleum renoviert wurde. In Fertőd-Eszterháza werden zurzeit die fürstlichen Gemächer in der zweiten Schlossetage, das Verwalterhaus und der Friedhofshügel renoviert, zu den Pänen der nahen Zukunft gehören die Restaurierungsarbeiten in und an der Reitschule, im Glashaus, auf Schloss Nagycenk sowie dem kleinen Schloss von Fertőrákos.

Fertőd-Eszterháza kann der Besucher nicht in einer Stunde absolvieren. So soll es ab 2016 als komplettes Paket angeboten werden: dazu gehören auch Nagycenk, das Schloss der Grafen Széchényi und das Kloster von Sopronbánfalva, ein Ort der Einkehr, der Besinnung.

Fürstlich residieren kann der Gast in einer der 14 Fürstensuiten; sie versprechen alle eine ’Erlebnisübernachtung’, vermitteln das besondere Feeling sich inmitten der Geschichte, von historischem Mobiliar umgeben, ausruhen zu können; ab 44 m2 bis über 100 m2 groß sind diese Unterkünfte und kosten pro Übernachtung ab19 000 Ft aufwärts (1 Euro = 313-315 Forint).

Mitteleuropas wohl schönstes Barockschloss, eines der schönsten in Europa, möge als Fenster Ungarns in die Welt verstanden werden. 2014 besuchte Ministerpräsident Viktor Orbán Fertőd-Eszterháza und sprach von den beiden Fenstern Ungarns ins Ausland: Gödöllő und Eszterháza.

Ein kritischer Vorschlag zu guter Letzt: auch wenn English die Lungua franca unserer Tage ist, sollte über diese Hochburg der ungarischen, u.a. k.u.k.-Geschichte, jede Information, jeder Flyer, Titel, jede Beschriftung usw. auch in Deutsch angeboten werden (die Homepage ist es).

(Zum Thema siehe auch unseren Beitrag vom 24.05.2013: Wieder im Fokus des Kulturbetriebs: Schloss Fertőd-Eszterháza)