Haus der jüdischen Prominenten in Balatonfüred

Seit anderthalb Jahren ist Balatonfüred, die Hauptstadt am Nordufer des „ungarischen Meeres” um eine Sehenswürdigkeit, ein besonderes Besucherziel, reicher.

Das Haus der jüdischen Prominenten, wo die Geschichte der Juden im 20. Jahrhundert aus der Perspektive der Wissenschaft d.h. WissenschaftlerInnen be- und durchleuchtet wird. 132 jüdische Persönlichkeiten aus Medizin, Biologie, Physik, Informatik, Mathematik, Chemie und technischen Wissenschaften, davon 110 Nobelpreisträger lernt der Besucher in der dank modernster Digitaltechnik nutzenden Schau kennen. Er/sie bekommt eine Speicherkarte und wählt an jeweils einer Infosäule mit Berührungsbildschirm fünf Wissenschaftler aus, um sich in deren Leben und Wirken zu vertiefen.

Die Dauerausstellung trägt den vielsagenden Titel „Von Einstein bis in die Gegenwart”, sie könnte auch „Von Einstein bis Zuckerberg – und die modernste Technik” genannt werden, wobei es um die Geisteserleuchtungen, die Erfindungen, so bekannter (auch) aus Ungarn stammender Juden geht, wie János /John de Neumann oder Alfréd Hajós, Ede/Edward Teller, Sándor Ferenczi, Frgyes Korányi, Alfréd Rényi, Dénes Gábor, Zsuzsa Hollán und viele andere.

Meine persönliche Aufmerksamkeit wurde allerdings von der Dreifachheit dieser Einrichtung geweckt, denn sie veranschaulicht die Geschichte der ungarischen, sprich Balatonfüreder Juden bis 1944, als Ausstellung die Geistesleistungen des Judentums und drittens will sie eine Begegnunsstätte sein. Was die Geschichte des Komplexes betrifft reicht diese bis ins 13. Jahrhundert, als die Kirche der Heiligen Margarethe 1267 urkundlich genannt wird. In der Türkenzeit zur Ruine verkommen errichtete 1710 die reformierte Kirchengemeinde auf den alten Mauern ihr Gotteshaus.

Nicht mehr als Kirche genutzt erwarb sie 1855 die israelitische Glaubensgemeinde, obwohl das Bauwerk den mosaischen Bauregeln nach nicht nach Osten ausgerichtet ist. Erst der aus Pressburg/Bratislava gerufene Rabbi weihte die Kirche als Synagoge. Als solche diente diese bis 1944. Von den 150 Mitgliedern der Glaubensgemeinde überlebten nur 15 den Holocaust und kehrten nach Balatonfüred zurück.  Ein einziger Jude, Ferenc Olti, lebt heute in Balatonfüred und war der Motor des seit anderthalb Jahren Besucher empfangenden Museums mit Begegnungsort.

Doch bis dessen Mühen 2017 mit der Eröffnung des Hauses gekrönt wurden, diente die alte Synagoge wie so viele andere Sakralbauten als Lagerhalle der Schiffswerft, Stall, Garage und Restaurant sowie stand das verwitternde Gemäuer in den letzten Jahren leer. Für 184 Millionen Forint aus den Fonds Norwegens und EGT sowie 9,7 Millionen von der Stadt Balatonfüred wurden die Synagoge mit wertvollem Thoraschrein aus einer nicht mehr funktionierenden orthodoxen Synagoge in Budapest, das Ausstellungsgebäude und der Garten mit dem heute so alten Ölbaum wie der Staat Israel, d.h. 71 Jahren, vor anderthalb Jahren eröffnet. Was den Gemeinschaftsraum, die Begegnungsstätte betrifft sind Konzerte und andere Kulturprogramme geplant, finden statt.

Gedenkstätte – Dauerausstellung – Begegnungsort,  das ist das Haus der jüdischen Prominenten in der Altstadt von Balatonfüred.

Alles über das Haus der jüdischen Prominenten (Zsidó Kiválóságok Háza) finden Sie unter www.zsidokivalosagok.hu bzw. www.houseofjewishexcellences.com sowie vor Ort im viersprachigen Flyer, Ungarisch, Englisch, Deutsch und Ivrit.