Betreut wird dieses literarische Projekt vom Literaturzirkel „Újnyugat”, der sich auf die wichtige literarische Zeitschrift Ungarn Anfang des 20. Jahrhunderts (1908–41) „Nyugat” (Weisten und demnach Neuer Westen) beruft, deren Tradition mit der Herausgabe des gleichnamigen Periodikums fortgesetzt wird.
Online werden im Laufe eines Jahren die 99 brandneuen literarischen Werke veröffentlicht. Anlässlich der literarischen Nachmittage wird jedesmal durch eine andere touristische Region geführt. „Wir hoffen, dass die zeitgenössischen literarischen Werke zu den verborgenen Schätzen der jeweiligen Region führen und auch zu Reiseentscheidungen und kulturellen Streifzügen inspirieren”, betonte der stellvertretende Direktor des Ungarischen Tourismusamtes Gergely Horváth anlässlich des ersten Programms im renommierten Pester Café New York. Das Reiseziel war die Region Nord-Alföld, Ostungarn, dort, wo die sanften Berge und Hügel der nördlichen Regionen auf die Große Ungarische Tiefebene Alföld treffen.
Auch ohne seine Abitur-Kenntnisse in ungarischer Literatur auffrischen zu wollen, was leider den ungarischen Touristen vorbehalten bleibt, entdeckt der kulturreisende Fremde sehr viel, was seinen Erwartungen entsprechen dürfte: die reformierten kleinen Dorfkirchen von Csaroda,Tarpa, Tivadar, Sonkad (Europa Nostra Preis) und vielen anderen Dörfern in Szatmár-Bereg, den reformierten Friedhof von Szatmárcseke mit den 600 holzgeschnitzten, kahnförmigen Stelen, das Déri Museum (Mihály Munkácsys Christus-Trilogie kann wieder besichtigt werden) in Debrecen, dem calvinistischen Rom, wo auch die Bibliothek des Reformierten Collegiums, das Aquarium und der Botanische Garten aufgesucht werden sollten; ohne jeden Anspruch auf Vollständigkeit seien hier noch die Puszta Hortobágy erwähnt (der Nationalpark Hortobágy ist seit 1999 Unesco-Weltkulturerbe), die zahlreichen Thermal- und Freibäder von Hajdúszoboszló bis Cserkeszőlő, die Künstlerkolonie von Szolnok (1902 gegründet) und obligatorisch das Dorfmuseum von Nyíregyháza-Sóstó, wo man in das ländliche Ostungarn anno eintauchen kann.
Man kann leben, ohne zu reisen, es lohnt sich aber nicht, könnte die abgewandelte Binsenwahrheit eines solchen literarisch-kulturellen, wenn auch vorläufig nur virtuellen Streifzuges lauten.