Drei Tage im August: Festlichkeiten an Sankt Stephan

Alle Jahre wieder feiert Ungarn seinen Staatsgründer: der 20. August ist der Stephanstag, der mit dem Hissen der ungarischen Trikolore vor dem Parlament beginnt und mit einem spektakulären Feuerwerk am Abend gegen 21 Uhr endet. Gefeiert wird allerdings schon vom 18. des Monats an, wobei  die Promenade im Burggrund beim Várkert Bazár am Budaer Donauufer einer der wichtigsten Schauplätze ist. Dort wird zum 10. Mal die kaum ins Deutsche übersetzbare Magyar Ízek Utcája (Straße der ungarischen Geschmäcker) also ein Gastro-Festival veranstaltet.

Kulinarischer Schwerpunkt sind in diesem Jahr Küche und Keller des Karpatenbeckens mit Spezialitäten, die vor Ort, auf offenem Feuer zubereitet werden: aus dem  Land der Csángós in den Ostkarpaten (Rumänien), aus der Gemeinde Pustina stammen der Fleischeintopf mit Maisbrei und die „szárma“ besondere Krautwickel, ungarische Köche und Köchinnen aus der Slowakei werden Kapustnica, ein echt schweres, aber leckeres Sauerkrautgericht mit Räucherfleisch, als Dessert süßen Mohnkuchen anbieten, aus Südungarn hat sich eine Roma-Kochmannschaft angemeldet.

Aus der Őrség, der Ungarischen Wart,  darf Dödölle, früher ein Gericht der armen Leute, heute eine Spezialität, aus Südostungarn der Hammelfleisch-Eintopf „birkapörkölt“ nicht fehlen.

Ja, ja, die schwere ungarische Küche! Wo bleibt da die Gesundheit?  Zum Beispiel beim Brot. Der 20. August ist auch ein Erntedankfest, wenn aus dem frischen, gemahlenen Korn Brot gebacken, dieses gesegnet und dann aufgeschnitten wird.  Damit dieses Grundnahrungsmittel gesund, bekömmlich, haltbar und lecker sei, schrieb der Ungarische Bäckerverband den nun schon achten Wettbewerb im Brotbacken aus. Unter den über 50 Bäckern konnten in zwei Runden die Sieger in drei Kategorien ermittelt werden: innovatives Brot, Roggenbrot und das traditionelle Sankt-Stephans-Brot aus frisch geerntetem, gemahlenen Weizen.

Sogar zwei erste Preise holten sich die Brote aus der Pedró-Bäckerei bei Győr. Der Name sollte nicht irreführen: Bäckermeister Péter Vajda, genannt Pedró, startete sein 3-Mann-Familienunternehmen 2002 in Sokorópátka, das heute 130 Mitarbeiter hat und Bäckereien in Győr, Pannonhalma, Győrszemere und natürlich Sokorópátka beliefert. Er buk sein peisgekröntes Brot aus Hart- und Königsweizen mit ’wildem’, nämlich Apfel-Sauerteig. Dieses Sankt-Stephans-Brot ist frisch, saftig, locker mit großen Löchern und krosser Kruste. Am Rande sei erwähnt, dass Hartweizenbrot Diabetikern empfohlen wird, weil die Absorbtion verlangsamt erfolgt, dieses Mehl reich an Vitaminen A, B und E sowie Ballaststoffen ist.

Wer eher auf Roggenbrot steht, der möge das Beregi Roggenbrot mit 60 % Prozent Roggenmehl und Peppergrass/Pfefferkraut als Würze probieren.

Unter den süßen Verlockungen an Sankt Stephan und erstmals auf dem Gastro-Festival in Buda zu verkosten, müssen die alljährlich (schon zum 13. Mal) gekürte Ungarn-Torte 2019, eine auf den sperrigen Namen „Boldogasszony csipkéje”  Muttergottes-Spitzentorte getaufte Himbeertorte und die nun schon zum 8. Mal als Sieger gefeierte ’zuckerfreie’ Kleine Maroni-Torte genannt werden.

Die Himbeertorte: Konditor Norbert Tóth aus Dunaföldvár buk sie in Anwesenheit der Jury, die von 31 eingereichten Torten zu den fünf im Finale gehörte. Jede Torte enthält 700 g Himbeeren, als Würzmittel wird auch Basilikum verwendet; und was zum Namen beitrug, das sind die spitzenförmigen Blätter der Himbeersträucher.

Sehr süß, sehr lecker! Mein persönlicher Favorit bleibt allerdings die Kleine Maroni-Torte, auch ohne zu hohe Blutzuckerwerte entschied ich mich sofort für sie. Konditor  László Gyuris aus der A Cappella Konditorei in Szeged wurde mit seiner Kreation den strengen Kriterien der Ernährungswissenschaftler und der Sitftung „Csak egy csepp figyelem”(Nur ein Tröpfchen Aufmerksamkeit) – wobei es um den Blutzucker und Diabetes geht, gerecht. (Siehe dazu auch unseren Beitrag vom  21. Mai 2019 „Wir leben nur einmal: Diabetes fordert Beachtung”)

Wie diese Torten gebacken werden, bleibt bis Jahresende das Geheimnis der Meister. Sie sollen ihren Weg in die ungarischen Konditoreien finden und sich möglichst lange dort behaupten. Über die Kleine Maroni-Torte  verriet Konditor László Gyuris nur, dass zu den Zutaten außer  der Maronimasse, Blaubeeren, Sternanis, Zitrone, Haselnüsse, Mandeln, Amarant, Quinoa und zuckerfreie Milchschokolade gehören. Jede Tortenschnitte enthält nicht mehr als14,9% Kohlenhydrate und entspricht 204 Calorien (eine ’normale’, ’ungesunde’ Schnitte das drei- bis vierfache).

Die Kleine Maroni-Torte wirkt harmonisch, ist elegant und gesund!

Guten Appetit ab dem 18. August beim Gastro-Festival!