„Neue Wege in der Krebsforschung” las ich dieser Tage in der auflagenstärksten Frauenzeitschrift in Ungarn. Darin ging es um Bluttest-Diagnose, Immunonkologie, künstliche Intelligenz, Bild-Diagnostik usw.
Am heutigen Welttag im Ungarischen Onkologiezentrum ging es um handfestere Daten, Zahlen und die dringende Aufforderung, der Slogan dieses Jahres „I am and I will”, der international gilt und ins Ungarische übersetzt so lautet: Én vagyok, és ezt teszem”, also „Ich bin und tue dieses”, d.h. tue alles für die Prävention. 2020 ist das Jahr des Handelns, um das Risiko einer Krebserkrankung zu vermeiden. Was tut jede/r Einzelne, um erst gar nicht zu erkranken, um den Krebs im allerfrühesten Stadium diagnostiziert zu erhalten bzw. was tue ich, um Krebspatienten zu helfen.
Vor drei Jahren wurde der Europäische Antikrebs-Kodex mit zwölf Punkten gestartet (siehe diese im Beitrag vom 3. Februar 2018; Im Fokus Bewegung) Diese zwölf Punkte zu beherzigen, gilt für jeden, der gesund bleiben will, nicht oder nicht mehr raucht, sich regelmäßig sportlich bewegt, gesund ernährt usw.
Dem World Cancer Research Fund zufolge gab es 2018 insgesamt 18 Millionen Neudiagnosen, davon 9,8 Millionen Männer und 8,5 Millionen Frauen (die gutartigen Hautgeschwüre ausgenommen). Bei den Frauen dominierten Brust-, Dick-Enddarm- und Lungenkrebs, bei den Männern Lungen-, Prostata- und Dickdarmkrebs. Was Ungarn betrifft stehen folgende Zahlen des Zentralamtes für Statistik bereit: 2009-2016 stieg die Zahl der Krebspatienten von 72 000 auf 89.188 (ohne Hautkrebs), die Mortalität lag konstant bei 33 000 im Jahr.
Doch zurück zur Vorbeugung. Am wichtigsten ist die Information, so der medizinische Direktor des Krebszentrums Dr. Med. habil József Lövey. Über neue Medikamente und Therapien sagte er, die Erwartungen dämpfend, dass es z.B. bei den Arzneimitteln ’nur’ fünf Jahre dauert, bis sie zugelassen werden, es früher 10-12 waren.
Wichtig ist die Reihenuntersuchung, so Hauptdirektor Prof. Csaba Polgár, der auf meine Frage über die (endlich) vor über einem Jahr angelaufenen Reihenuntersuchungen zur Prävention von Darmkrebs sagte, dass 1,2 Millionen Ungarn zwischen 50 und 70 diese in Anspruch nehmen sollten. 25% davon erhielten dafür die Aufforderung, den Stuhltest zu machen, 30% dieser Angeschriebenen folgten der Aufforderung. Das Ergebnis: 10 000 der Getesteten mussten zur Darmspiegelung, 1700 wurden Adenome entfernt und 200 hatten Darmkrebs im Frühstadium.
Der Anfang ist damit gemacht, der Weg zur allgemeinen Prävention (auch von Brustkrebs) noch immer lang.
In die Aufklärung hat sich die Vereinigung der Budapester Medizinstudenten, Sektion Herz-Kreislauf- und Tumorprävention eingeschaltet (500 Mitglieder). Regina Siklósi berichtete über die Besuche in Schulen und sogar Kindergärten, die Verteilung von Flugblättern u.a. Informationsmaterial (z.B. im Einkaufszentrum Corvin Plaza am kommenden Samstag von 15-18 Uhr.
Tue das, was du magst und was du magst, das mach’ auch”, so meine holprige Übersetzung des Satzes einer ehemaligen, geheilten Krebspatienten, die nach diesem Credo lebt.